Man erlebt es immer wieder: Da versucht jemand auf ganz klug zu machen und stellt sich dadurch selbst ein Bein. Aussagen wie "Chardonnay mag ich nicht, aber Chablis ist ein super Weißwein" sind immer wieder amüsant, denn was viele nicht wissen ist, dass Chablis ausschließlich aus Chardonnay besteht. Dabei beschreibt der Begriff "Chablis" die Region in Frankreich aus welcher der Wein stammt. Chardonnay hingegegen ist die Rebsorte aus dem der Wein gemacht ist. So will es die Vorschrift für Weine aus dem Chablis.
Es steht also das "woher" drauf, hinter dem sich das "was" versteckt. Doch warum steht das eigentlich nicht auf der Flasche, woher solltet ihr das wissen und warum ist das für euch interessant?
Soweit wie es im Rahmen von Proben möglich ist, versuche ich immer mich auf eine Rebsorte oder ein Gebiet zu beschränken, damit alle Weine untereinander vergleichbar sind. Und doch scheint es manchmal etwas durcheinanderzugehen. Bei einem Weinabend, an dem es vermeintlich nur Chardonnay gab, fand sich ein Wein dazwischen auf dem „Chablis“ stand. Im ersten Moment könnte man meinen, dass es sich hierbei um einen Fehler handelt, aber es steckt tatsächlich Chardonnay dahinter. Beispiele wie diese gibt es in der Weinwelt viele und jeder kennt sie, ohne es zu wissen. Sowohl Sancerre als auch Pouilly-Fumé sind zu 100% aus Sauvignon Blanc produziert und die Rebsorte Nebbiolo kennt man auch nicht unbedingt, sie fließt aber zu 100% in Barolo und Barbaresco ein.
Warum also so kompliziert und irgendeinen Begriff auf die Flasche schreiben, den man gar nicht einsortieren kann und wo man gar nicht so genau weiß, was dahinter steht?
Qualität und Tradition, per Gesetz
Der Vergleich scheint im ersten Moment zu hinken, aber Wurst und Wein sind sich gar nicht mal so verschieden, zumindest unter bestimmten Gesichtspunkten. Beide schauen auf eine lange Geschichte und Tradition zurück, und damit niemand eine bestimmte Art von Produkt verpfuschen kann, wurden Gesetze erlassen um das Produkt selbst zu schützen. So wird letztendlich nicht nur festgelegt, was drin sein darf, sondern auch welche Qualität mindestens eingehalten werden muss.
Gleiches gilt für den Wein und so kann jeder, der sich einen Chablis kauft, sicher sein, dass dieser zu 100% aus Chardonnay produziert wurde und ein Mindestmaß an Qualität eingehalten wurde.
Der Name mit regionalem Bezug
Ob nun Weißwurst, Mettwurst, Bratwurst oder Leberkäse. Vom Namen alleine wird klar, dass es sich um Wurst handelt. Warum also nicht auch so bei Wein?
Der Unterschied liegt darin, dass Wein einen sehr starken Bezug zur Region hat und an die natürlichen Gegebenheiten gebunden ist wie Wetter, Boden, Berge oder Flüsse. All diese Faktoren beeinflussen die Qualität des Weins und letztendlich auch das, was wir am Ende riechen und schmecken.
Diese Gegebenheiten können im Kleinen aber schon so stark voneinander abweichen, dass sich kleinste Regionen eigene Regeln auferlegen und damit auch eine eigene Bezeichnung auf dem Etikett stehen haben. Hier mal ein Beispiel:
Entlang des Flusses Loire gibt es ein gleichnamiges Weinanbaugebiet, welches stark von dem Einfluss des Flusses geprägt wird. Die Weine aus dieser Region haben auf der Flasche meist einen Hinweis, dass sie aus der Region „Loire“ kommen. Soweit so gut und auch recht einfach. Nun gibt es aber innerhalb der Loire eine kleine Region, welche sich durch einen anderen Boden oder ein etwas anderes Klima auszeichnet. Durch diese Eigenheit entstehen auch eigenständige Weine und diese Besonderheit verlangt auch ihre eigene Definition. So entsteht ein eigenes kleines Regelwerk innerhalb des Anbaugebietes Loire für eine Region mit dem Namen Sancerre, angelehnt an das gleichnamige Dorf, das sich inmitten dieses Gebietes befindet.
Was kann ich also von dem Etikett lesen?
Um es kurz zu fassen, lässt sich vom Etikett vieles und gleichzeitig kaum etwas lesen. Angaben wie Alkohol und Menge sind klar. Das Land ist auch noch leicht zu erkennen, doch wie erkennt man am Weinregal ob es sich bei Chablis nun um eine Region oder eine Rebsorte handelt? Hier hilft ein kleiner Schriftzug die sich meist immer unter einer Region befindet und in der jeweiligen Landessprache ausdrückt, dass es sich um eine "geschützte" oder "kontrollierte" Region handelt.
Hier das Beispiel von einem Chablis:
Und wie heißen die gängigsten Bezeichnungen die darauf hinweisen, dass es sich um eine Region und nicht um eine Rebsorte handelt:
Land | 1. Stufe | 2. Stufe | 3. Stufe |
Frankreich | Appellation d’Origine Protégée – Cru (AOP mit Cru Angabe) | Appellation d’Origine Protégée (AOP) | Indication Géographique Protégée (IGP) |
Italien | Denominazione di Origine Controllata e Garantita (DOCG) | Denominazione d’Origine Protetta (DOP) | Indicazione Geografica Tipica (IGP) |
Spanien | Denominación de origen calificada (D.O.C) | Denominación de origen (D.O.) |
Und hier liegt eben auch die Crux, denn nun wisst ihr zwar, wann es sich um eine Region und wann um eine Rebsorte handelt, aber für den sehr wahrscheinlichen Fall, dass ausschließlich eine Region angegeben ist, wisst ihr noch immer nicht welche Rebsorte sich dahinter verbirgt.
Wer wissen möchte, was sich in den einzelnen Weinen bzw. hinter den Regionen auf der Flasche verbirgt, muss es nachlesen und vor allem eins: es sich merken.
Was bringen die Namen, wenn ich nichts damit anfangen kann?
Das wiederum ist recht einfach, denn wenn man einmal seine Weinregion gefunden hat, kann man sich ziemlich sicher sein, dass alle Weine aus dieser Region so oder so ähnlich schmecken werden. So findet man seine sichere Bank, wenn nicht einen bestimmten Wein, dann doch zumindest eine Region, auf die man sich verlassen kann. Natürlich werden sich die Weine immer leicht unterscheiden, aber im Groben werden sie sich ziemlich ähnlich sein.